Volontäreinsatz in Bolivien
- jochengaiser3
- 1. Jan. 2025
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Feb.
Hast du es schon mal geschafft, dass dein Name über die Lautsprecher eines internationalen Flughafens ausgerufen wurde? Ich schon. Das werde ich wohl nicht so schnell wieder erleben. Wie es zu diesem Zwischenfall auf meiner Rückreise aus Bolivien kam und was vorher passierte, könnt ihr in diesem Blog nachlesen.

Ein etwas holpriger Start
Bei meinem Volontäreinsatz von Anfang Mai bis Mitte Juli letzten Jahres habe ich schon bei meiner Anreise gemerkt, dass ich zu wenig Spanisch gelernt habe. Meine Annahme, dass zumindest die Flughafenangestellten Englisch sprechen, hat sich als falsch herausgestellt. Als ich ankam, spürte ich schon bald, dass einem das Atmen auf 3'300 m ü. M. (so hoch war mein Zuhause, der Flughafen und mein Arbeitsplatz waren sogar auf 4'000 m ü. M.) gar nicht so leicht fällt. Am ersten Abend musste ich nach dem Zähneputzen kurz verschnaufen, da mir Sauerstoff fehlte. Ein sehr verwirrendes Erlebnis :) Mein Körper gewöhnte sich aber etwa nach einer Woche daran.
Meine Aufgabe
Ich durfte das Team von «Mensaje de Paz» im grafischen Bereich unterstützen. Meine Hauptaufgabe war es, dem «ConTacto», der Jugendzeitschrift von «Mensaje de Paz», ein neues Gewand zu geben. Ich habe also mithilfe des Teams vor Ort ein neues Gestaltungskonzept erarbeitet, in dem die zukünftigen Ausgaben erscheinen werden. Die bolivianischen Mitarbeiter und die Missionare haben mir dabei tatkräftig geholfen, dass ein Design entsteht, das einerseits jugendlich und andererseits auf die lateinamerikanische Leserschaft abgestimmt ist. Die Geschmäcker sind nämlich ziemlich verschieden. Wo Designs in Europa schlicht sein sollen, sind in Lateinamerika viele Farben gefragt, am liebsten so knallige wie möglich. Das hat mich manchmal an die Grenzen meiner Kreativität gebracht. So war ich froh, einheimische Fachmänner und -frauen zur Hilfe zu haben, die mir halfen, dieses Projekt zu Ende zu bringen. Zu meiner grossen Freude konnte ich noch vor meiner Abreise die ersten Exemplare in den Händen halten.

Auch Pausen gehörten zum Tagesablauf. In diesen Pausen probierte ich jeweils, irgendwie mitzukommen, worüber sie gerade auf Spanisch diskutieren. Das war am Anfang noch ziemlich hoffnungslos, gegen Ende meines Einsatzes ging es aber immer besser. Und mit einigen Mitarbeitern konnte ich auch Englisch (und mit den Missionaren natürlich auch Schweizerdeutsch) sprechen, was es mir erleichterte, mich ins Team zu integrieren.
Takesi, Salzsee und Teleférico-Tour
In Bolivien kann man nicht nur vor dem Laptop sitzen, sondern auch die schöne Natur und die interessante Stadt bewundern. So durfte ich während den zweieinhalb Monaten einige schöne Teile Boliviens entdecken. Zum Beispiel die dreitägige Wanderung «Takesi», die aus alten Inka Trails besteht. Diese Wanderung konnte ich mit Jugendlichen aus der Gemeinde machen. Auf dieser Wanderung habe ich mich gut angefreundet mit anderen jungen Christen, mit denen ich zum Teil heute noch Kontakt habe. Oder ich konnte eine Reise auf den Salzsee machen, der mit 10'000 Quadratkilometern die grösste Salzwüste der Erde ist. Es gibt Orte auf diesem See, wo man ringsum fast nur noch weiss sieht. Das war sehr beeindruckend. Ein drittes Erlebnis, an das ich mich sehr gerne zurückerinnere, war schon fast am Ende meines Aufenthaltes. An einem Abend habe ich mit ein paar Freunden aus der Gemeinde eine kleine Reise mit dem «Teleferico», der Gondelbahn, welche die ganze Stadt oberirdisch miteinander verbindet, gemacht. Dabei konnte ich verschiedene Teile der Stadt von oben betrachten, während die Sonne langsam unterging. Da war ich echt beeindruckt von Gottes Schöpfung.
Weniger beeindruckt war ich von den bolivianischen Beamten bei meiner Rückreise. Als ich um ca. 5 Uhr morgens am Flughafen von La Paz war und auf den Rückflug in die Schweiz wartete, wurde mein Name über die Lautsprecher ausgerufen. Ich verstand kein Wort davon, was sie mir sagen wollten. Mir wurde dann erklärt, dass sie einen «illegalen Spray» in meinem Koffer entdeckt haben. Ich musste dann mitgehen und den Koffer öffnen. Schlussendlich stellte es sich jedoch als Missverständnis heraus und ich konnte ganz normal zurück in die Schweiz fliegen.
Würde ich weiterempfehlen
Der Volontäreinsatz in Bolivien hat mir die Augen für die Unterschiedlichkeit der Kulturen geöffnet. Die unkomplizierte bolivianische Lebensweise war eine grosse Bereicherung und ein krasser Kontrast zu unserer durchstrukturierten Kultur hier im Westen. Auch die Gespräche über den Glauben mit den Missionaren und den bolivianischen Mitarbeitern haben meinen Horizont erweitert und ich durfte lernen, dass wir Christen aus allen verschiedenen Regionen der Welt denselben Gott und denselben Glauben haben. Ich würde jedem empfehlen, einen solchen Einsatz zu machen. Es ist ein einmaliges Erlebnis und es dient schlussendlich sogar noch dem Reich Gottes. Was willst du mehr?
Ramon Hilpert
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